Wann sollte ich mit meinem Kind zur Sprachtherapie gehen?

Wie entwickelt sich die Sprache des Kindes?

Sprachentwicklung beginnt spätestens mit dem Geburtsschrei und führt über Gurren, Jauchzen, Lallen und Plappern zum ersten Wort ("Mama", "Papa") mit ca. 12 Monaten. 

Mit ca. 2 Jahren benutzt ein Kind bereits ungefähr 50 Wörter, es versteht deutlich mehr. Zwischen 2 und 3 Jahren explodiert der Wortschatz auf ca. 900 Wörter. Mit ca. 3,5 Jahren ist ein Kind in der Lage, einfache Sätze richtig zu bilden, Fragen und Nebensätze zu verwenden. 

Es kennt die Farben, es kann mindestens bis 3 zählen. Das Fragealter hat (längst) begonnen. Es versteht einfache Geschichten. Die Laute der Muttersprache werden bis auf einige schwierige Laute und Lautverbindungen (z.B. "sch", "r", "pfl") korrekt ausgesprochen. 

Mit vier Jahren kann ein Kind wie ein Erwachsener Sätze bilden und bis 10 zählen. Es kann so erzählen, dass es gut verstanden wird. Spätestens mit 5 Jahren kann ein Kind einige abstrakte Begriffe verwenden und Gedankengänge in verschiedenen Formen ausdrücken. 

Wann sollte man sich beraten lassen, eine Sprachtherapie (Logopädie) aufzusuchen?

Immer dann, wenn oben beschriebene Fähigkeiten nicht erworben werden, wenn z.B. ein zweijähriges Kind nur "Mama" und "Papa" sagen kann, oder wenn ein dreijähriges Kind von Fremden nicht verstanden wird, keine Sätze bildet, sollte man sich beraten lassen

Wenn ein Kind "stottert" oder nicht versteht, wenn es sich Wörter nicht merken kann, nichts erzählt, nur mit Mama und/oder Papa spricht, alltägliche Geräusche nicht erkennt bzw. zuordnen kann, wenn es andauernd "heiser" ist oder durch die Nase spricht, sollte man eine Sprachtherapie bzw. Logopädie aufsuchen.

Auch dann sollte man sich beraten lassen, wenn man die Sprachentwicklung seines Kindes irgendwie „komisch“ findet, wenn man vielleicht von Freunden, Nachbarn, Erzieherinnen, Lehrerinnen darauf angesprochen wird. 

Spätestens mit 4 Jahren sollten alle Laute korrekt gebildet werden. 

Der Mund sollte beim Atmen geschlossen sein, es sollte durch die Nase geatmet werden. Die Zunge befindet sich sowohl beim Sprechen als auch in Ruheposition hinter den Zähnen. 

Probleme beim Schriftspracherwerb können ebenfalls ein Hinweis auf eine vorangegangene, möglicherweise nicht erkannte, Sprachentwicklungsstörung sein. 

Wie bekommt man Sprachtherapie?

Sprachtherapie oder Logopädie muss von einem Arzt verordnet werden, möglichst von einem Kinderarzt, einem Hals-Nasen-Ohrenarzt oder einem Kinder- und Jugendpsychiater. Immer sollte eine halsnasenohrenärztliche Untersuchung vorangehen, neben einem Hörtest sollte hier auf Adenoide (Polypen, Mandeln etc.) untersucht werden, gegebenenfalls auch auf andere Auffälligkeiten.

Möglicherweise macht eine allgemeine Entwicklungsdiagnostik Sinn (z.B. in der Uni-Klinik, beim Kinder- und Jugendpsychiater), da umfangreichere Sprachstörungen nicht selten mit anderen Entwicklungsauffälligkeiten, beispielsweise der Motorik, der Wahrnehmung, einhergehen. Besuchen Sie unsere Informationsseite, um mehr dazu zu erfahren.

Sprachstörungen wachsen sich viel seltener aus als häufig behauptet wird. Spätestens bei der schulärztlichen Untersuchung werden oben beschriebene Fähigkeiten erwartet.

Erstberatungen können bei mir auch ohne Verordnung oder Rezept nach Terminabsprache wahrgenommen werden. Melden Sie sich gerne bei mir, und wir vereinbaren einen Termin.

Wie sieht eine sprachtherapeutische Sitzung aus?

Eine Sitzung dauert bei uns 45 Minuten, bei Kindern ab 4 Jahren in der Regel ohne Eltern. Das Erstgespräch führen wir meist mit den Eltern, danach gibt es nach Bedarf oder auf Wunsch Elterngespräche. 

Entsprechend meines Ansatzes findet die Therapie spielerisch statt; je jünger das Kind, um so spielerischer. In fast jeder Sitzung haben die Kinder die Möglichkeit, sich ein Spiel auszusuchen bzw. die Stunde mitzugestalten.

Es gibt auch Übungsmappen, Beratungsgespräche und die Möglichkeit, die sprachtherapeutischen Übungen mit den schulischen Inhalten/Hausaufgaben zu verbinden. 

Eine Sprachtherapie bei Kindern erstreckt sich in der Regel mindestens über 30 Sitzungen, 1 bis 2 mal pro Woche, nicht selten aber länger (60 Sitzungen und mehr), im Schnitt mindestens 1 Jahr. 

In Einzelfällen behandle ich ab einem Alter von 2 Jahren, häufig ist eine Sprachtherapie ab 3 Jahren sinnvoll, die meisten Kinder besuchen ab 4 Jahren bis einschließlich Grundschulalter eine Sprachtherapie oder Logopädie. Je nach Diagnose ist auch eine sprachtherapeutische Behandlung im späten Kindesalter und im Jugendalter (noch) sinnvoll bzw. möglich.